Ortsratsvorlage - 2024/1524 OV
Grunddaten
- Betreff:
-
Starkregenvorsorge- und Hochwasserschutzmaßnahmen Oberwürzbach
- Status:
- öffentlich (Vorlage freigegeben)
- Vorlageart:
- Ortsratsvorlage
- Federführend:
- Abfallwirtschaft und Umweltschutz (07)
- Bearbeiter:
- Gerd Lang
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschlussart | NA |
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Erledigt
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Ortsrat St. Ingbert-Oberwürzbach
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Kenntnisnahme
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26.09.2024
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Erläuterung
Die Ortsvorsteherin, die SPD- und CDU Ortsratsfraktion haben um Aufnahme des Tagesordnungspunktes gebeten.
Stellungnahme der Verwaltung:
Die Starkregenereignisse am 17.05.24 und am 02.08.24 waren speziell in Oberwürzbach außergewöhnliche Starkregen mit hohen Niederschlagsmengen, aber unterschiedlicher Intensität.
An Pfingsten im Mai fielen über 110 l/ qm verteilt über 18 Stunden, am 02. August fielen fast 40 l/qm in knapp 40 Min.
Beide Ereignisse führten zu Überschwemmungen in Oberwürzbach. An Pfingsten war eher das Wohngebiet Steckental betroffen, am 02.08 eher die Anwohner am Fuhrweg /Dörrenbach und die Anlieger am Würzbach.
Die Retentionsmulde am ehemaligen Bolzplatz in der Talstrasse war im Mai noch unmittelbar in der Bauphase, im August war die Retentionsmulde nur zur Hälfte gefüllt, so dass nach Auffassung der Verwaltung eine Optimierung der Mulde sinnvoll wäre.
Die Retentionsmulde ist eine Fördermaßnahme des Umweltministeriums in Zusammenarbeit mit dem LUA als techn. Fachbehörde.
Das LUA hat bei der Genehmigung der Retentionsmulde darauf bestanden, dass die Mulde ein gleichmäßiges Gefälle bis zum Würzbach aufweisen soll, damit kein Wasser nach einem Regenereignis in der Mulde stehen bleibt.
Dies bedingt natürlich, dass der hintere Teil der Mulde nur bei extrem hohen Regenereignissen gefüllt wäre.
Aus diesem Grunde hat die Verwaltung das LUA mit Schreiben vom 20.06.24 gebeten, ausnahmsweise dem Bestand der provisorischen Baustrasse und der dadurch vorhandenen Verrohrung zuzustimmen, um die Unterlieger in der Talstrasse bei Hochwasser zu entlasten.
Mit Schreiben vom 13.08.24 hat das LUA den Vorschlag aus ökologischen Gründen abgelehnt.
Mit E-Mail vom 27.08.24 wurde das LUA nochmals gebeten, eine Abwägung zwischen Hochwasserschutz und ökologischen Belangen vorzunehmen und den Hochwasserschutz zu priorisieren. Gleichzeig wurde um Vereinbarung eines gemeinsamen Ortstermins gebeten und ein Vorschlag zur Optimierung der Retentionsmulde unterbreitet.
Am 17.09.24 wurde telefonisch nochmals an die E-Mail erinnert und um Rückruf gebeten hinsichtlich der weiteren Vorgehensweise.
Bis dato gibt es noch keine Rückmeldung.
Da es eine Zuschussmaßnahme ist, ist die Verwaltung auf die Rückmeldung des LUA oder des MUGMAV angewiesen, um die Zuschüsse nicht zu gefährden. Seitens der Verwaltung wurden
Vorschläge zur Optimierung der Retentions- oder Rückhaltemulde formuliert.
Insgesamt und nachhinein betrachtet ist die Bauabwicklung nach der Ortsratsitzung am 14.04.24 und den dargelegten Schilderungen der Bürger im Steckental erheblich erschwert worden. Die Erdmassen mussten entgegen den Planungen auf städt. Grundstücken unterhalb des Bolzplatzes Talstrasse und in Rohrbach gelagert bzw. zwischengelagert werden.
Durch die beiden starken Hochwasserereignisse im Mai und August haben sich die seitens der Verwaltung dargelegten Probleme im Steckental eindeutig bestätigt. Im Mai waren sintflutähnliche Hochwasserabflüsse aus Richtung Römerweg ins Steckental abgeflossen, die zu Überschwemmungen im Wohngebiet Steckental geführt haben.
Im August wurden die erneut außergewöhnlichen Wassermassen über einen als Notmaßnahme in Folge des Unwetters am 17.05.24 angelegten Entwässerungsgraben in die Kanalisation abgeleitet, so dass zusätzliche Wassermengen schneller in die Tallage gelangt sind.
Fotos, Videos und Auswertungen der beiden Unwetter dokumentieren die Situation.
Demzufolge wird das Erfordernis nach einer Rückhaltung der bei Starkregen aus dem Bereich Heckendalheim ins Steckental abfließenden Wassermassen für sinnvoll erachtet.
Die Verwaltung hat mittlerweile drei Ingenieurbüros nach einem Angebot für die Planung von Rückhaltemaßnahmen im Steckental angefragt. Die ersten beiden haben aus Kapazitätsgründen diesbezüglich abgesagt, ein Ortstermin mit einem weiteren Büro fand am vergangenen Donnerstag statt, in der Absicht mit der Beauftragung und mit den Planungen voranzukommen.
Situation Durchlass Talstrasse
Ein Brückenbauwerk in der Talstrasse am Waschbrunnen würde aufgrund der gegebenen Situation mit den zahlreichen Einengungen durch vor langer Zeit privat hergestellte Brücken, Uferbebauungen und Bepflanzungen am Würzbach nur wenig bewirken. Durch die vielen Querschnittsverengungen wird das Hochwasser aufgestaut, umgelenkt und staut sich in Vertiefungen der Anliegergrundstücke zurück.
Hier ist es erforderlich, dass die Anlieger in der Talstrasse eigene Hochwasserschutzmaßnahmen treffen, um sich vor Überschwemmungen von Garten und Kellerräume, die teilweise tiefer liegen wie der Würzbach selbst, zu schützen. Solche private Vorsorgemaßnahmen wurden von Anlieger am Rohrbach ebenso hergestellt.
Aufsteigendes oberflächennahes Grundwasser ist dabei auch zu berücksichtigen, was in der Tallage ebenfalls eine Rolle spielt. Rückstausicherungen an den privaten Einleitungen in den Würzbach sind ebenso wichtig, um das bei Starkregen natürlich ansteigende Gewässer vom Gebäude fernzuhalten
In zahlreichen Gesprächen wurden diesbezüglich mit den Betroffenen sinnvolle Maßnahmen diskutiert.
Letztendlich ist auch die Situation der Anlieger unterhalb der Talstrasse und in Rittersmühle zu bedenken.
Die naturnahe Gewässerunterhaltung am Würzbach spielt natürlich auch eine Rolle. Hier wurden in den letzten Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, indem der Würzbach unterhalb des Waschbrunnens 100-150 lfdm von Bewuchs freigehalten wird und dabei Abflusshindernisse auch Sandablagerungen im Würzbach beseitigt werden, Voraussetzung dafür sind Zugangsmöglichkeiten zum Gewässer für Baumaschinen u.a. In der Regel werden Sedimente im Fließgewässer auf natürliche Art und Weise talabwärts transportiert, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
In der Priorisierung von Einzelmaßnahmen stehen nach wie vor Rückhaltemaßnahmen im Einzugsgebiet im Vordergrund wie z.Bsp. im Steckental und/oder Bolzplatz Talstrasse sowie oberhalb Fuhrweg/Dörrenbach. Ein Bypass in der Talstrasse am Waschbrunnen ist nach wie vor angedacht.
Selbstverständlich gibt es Probleme dieser Art auch in den übrigen Stadtteilen in St.Ingbert, nicht nur in Oberwürzbach.
Dem Thema Hochwasserschutz wird man aufgrund des Klimawandels künftig noch mehr
Aufmerksamkeit schenken müssen. Die neuesten Regenmengen wie kürzlich in Österreich, Tschechien, Polen und Rumänien legen dies nahe.
Selbstverständlich müssen in diesem Bereich auch die personellen und finanziellen Ressourcen verbessert werden.
Entwässerungsgraben Fuhrweg/Dörrenbach
Die Baumaßnahmen am Fuhrweg konnten kurz vor dem Starkregenereignis im Mai begonnen werden. Die Erdrutsche am Fuhrweg und am Staffel haben den Abschluss der Arbeiten verhindert.
Trotzdem wurden die Maßnahmen kontrolliert (Zufahrt über Assweiler,Ommersheim, Seelbach soweit möglich).
Die Kontrolle dort ergab, dass der Entwässerungsgraben unter dem vorhandenen Durchlass der Straße nach Ommersheim funktioniert hat. Allerdings konnten dadurch die Abflüsse der Regenmengen in das Wohngebiet Dörrenbach/Fuhrweg nicht komplett verhindert werden, was aufgrund der Topografie zu erwarten war. (Steillage unterhalb des Grabens bis zum Wohngebiet).
