Beschlussvorlage - BV/2021/0562

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Dem als Anlage beigefügten Forstwirtschaftsplan für das Jahr 2021 für den Stadtwald St. Ingbert wird zugestimmt.

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Erläuterung

Noch nie berichteten die saarländischen Försterinnen und Förster von so vielen Waldbesuchern wie in Zeiten wie diesen. Der Wald dient als Erholungsoase, als Kraftspender und Sportarena. Und ganz nebenbei liefert er uns besten Sauerstoff und stärkt unser Immunsystem. Aber auch der nachwachsende Rohstoff aus unseren heimischen Wäldern liefert, wenn er nachhaltig, schonend und mit Weitblick gewonnen wird, einen für uns Menschen und die Umwelt sehr wichtigen Beitrag in Zeiten des Klimawandels.

 

Dieser hat in den letzten drei Jahren gezeigt, was es bedeutet, wenn das Wetter, die Temperaturen und der Niederschlag veränderte Bedingungen für den Wald vorschreiben. Der Wald, und damit die Bäume, leidet unter den Klimaextremen. Sinnbild und deutlichstes Zeichen ist die Baumart Fichte. Der Buchdrucker, welcher mittlerweile zu unehrenhaftem Ruhm gekommen ist, hinterlässt in ganz Deutschland seine unübersehbare Unterschrift.

 

Wie bereits bei meinem letzten Sitzungsbesuch erwähnt, ist es nicht nur die Fichte, die mit dem schnell voranschreitenden Klimawandel Schwierigkeiten hat. Auch die Rotbuche, unsere Klimaxbaumart, zeichnet deutlich mit trockenen, abgestorbenen Kronenteilen. Die Zeit wird es zeigen, ob sich alle betroffenen Altbuchen durch diese komplexen „Erkrankung“ verabschieden werden. Klar ist, dass geschwächte Bäume dankbare Wirte für saprophytische (Pilze & Bakterien) Lebensgemeinschaften sind und somit der Absterbeprozess eines Baumes fortgesetzt und gefördert wird.

 

Dies bringt eine erhöhte Verkehrssicherheitspflicht mit sich. Rotbuchen mit diesen Symptomen neigen zu Astbrüchen, welche aus großer Höhe zu Boden fallen können. Flächen, die durch die vermehrt aufgetretenen abiotischen und biotischen Schäden (Umweltfaktoren durch Beteiligung ohne und mit Lebewesen) ohne ältere Bäume dastehen, werden und müssen in den kommenden Jahren besonders gepflegt werden. Dies kostet vor allem und bringt keine Erlöse.

 

Auch die Jagd spielt eine Schlüsselrolle für den Wald der Zukunft. Ein gesunder Wildbestand, wo gerade unsere im Wald lebenden Herbivoren (rund um St. Ingbert kommt nur das Rehwild vor) es zulassen, dass auf freien Waldflächen gesunde Baumarten wieder für die Zukunft zur Verfügung stehen.

 

Und hierin besteht eine große Hoffnung, dass sich kommende Baumgenerationen über ihre Genetik den neuen klimatischen Gegebenheiten anpassen werden. Aber vergessen darf man nicht, dass wir hier über Zeiträume von 100 Jahren und mehr sprechen. Die Grundlage müssen wir jetzt schaffen!

 

Der Forstwirtschaftsplan 2021:

 

Der Forstwirtschaftsplan weist eine negative Bilanz auf. Berücksichtigt im Plan habe ich die beschriebenen waldökologischen Schwierigkeiten. Grundsätzlich hat der SaarForst Landesbetrieb für seine und die von ihm betreuten Wälder zur Reduzierung von Eingriffen (Reduzierung der Hiebssätze) in entsprechend betroffenen Waldbereichen aufgefordert. Dies mindert die Erlösseite.

 

Die Preise für die Baumart Fichte haben sich leicht erholt und können zumindest zurzeit wieder mit einer geringen Gewinnmarge verkauft werden. Bei dieser Baumart wird es in 2021 auch weitere Ausfälle geben. Wie viel es wird, kann ab diesem Zeitpunkt nur geschätzt werden (FWP geschätzt 200 Fm). In mittelalten Waldbeständen fallen noch geringpreisige Sortimente, wie Industrieholz und Brennholz, für die hiesige Bevölkerung an. In anstehenden Laubholzbeständen fallen Dimensionierungsarbeiten an, wo das gefällte Holz im Wald verbleibt und dort der natürlichen Zersetzung zugeführt wird.

 

Reduzierte Einnahmen durch weniger Einschlag und Preisverfall am Absatzmarkt der Holzindustrie ergeben ein geringes Plus. Dagegen stemmen sich erhöhte Kosten für Kultur- und Pflegearbeiten, Kosten für die Infrastruktur (hier besonders die Wege), sowie vermehrte Verkehrssicherheitsarbeiten an Waldwegen, den Außenrändern zu Straßen, Bebauung und sonstiger Infrastruktur.

 

Schlusswort:

 

Der Wald hat sich besonders in den letzten drei Jahren verändert. Er hat mit den wandelnden Klimabedingungen zu ringen. Der Wald existiert schon aus menschlicher Sicht ewig; er wird es schaffen, aber die Frage wird sein, ob wir den Wandel mitgestalten wollen und uns mit unseren Möglichkeiten daran beteiligen. Denn wir brauchen den Wald, vielleicht sogar mehr denn je. Mögliche Szenarien zeigen bereits, dass Holzernte durch weitere und noch flächendeckendere Holzerntemethoden teurer, aber dafür schonender und aufwendiger werden. Diese Kosten muss letztlich der Endverbraucher in den von ihm genutzten Holzprodukten zahlen.

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Anlagen

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