12.09.2018 - 4 Kommunales Management für Starkregen

Beschlussart:
zur Kenntnis genommen
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Protokoll:

 

SM Strobel verweist auf ein Haus in der Kohl-Weigand-Straße (Nr. 13). Dort würden nach Auskunft "der Stadt" mehrere Kanäle aufeinandertreffen, so dass dort durch die Drainage das Haus bzw. der Keller massiv unter Wasser gesetzt worden sei. Sie will wissen, ob seitens der Stadt dort eine Rückstauklappe installiert werden könne.

 

Werkleiter Fettig ist hiervon nichts bekannt. Die Adresse sei auch nicht bei Schadensmeldungen anlässlich des Starkregens gemeldet worden. Er verweist darauf, dass eine Drainageentwässerung niemals an die Kanalisation angeschlossen werden dürfe, da ein Rückstau in der Kanalisation zu einem Rückstau in der Drainage führt, so dass es zu Schäden am Haus komme. Man werde die Angelegenheit vor Ort prüfen. Werkleiter Fettig führt weiter aus, dass viele Mitarbeiter an der Thematik mitgearbeitet hätten, da Starkregenmanagement viele Abteilungen des Rathauses beträfe.

 

Frau Welsch verweist auf den Klimawandel und die sich abzeichnen Wetterphänomene. Durch die lange Trockenzeit zuvor sei der Boden ausgetrocknet gewesen, so dass die Wassermassen nicht versickern konnten und in der Folge zu Schäden führten.

 

Werkleiter Fettig stellt fest, dass eine Regenmenge von 122 mm je Quadratmeter niedergegangen sei, mit einer Spitze von 30 Litern/m² in 15 Minuten. Die starken Schäden rührten aus der Kombination eines Vorregens von 65 mm/m², wodurch die Bäche und Kanäle komplett gefüllt waren und eines sich anschließenden untypischen Gewitterregens mit weiteren 57 mm/m² in der Nacht. Die Mitarbeiter des Eigenbetriebs Abwasser waren ebenfalls in der Nacht vor Ort. Der besondere Dank gilt hier den Kameraden der Feuerwehr, welche durch ihre Unterstützung an technischen Anlagen dazu beigetragen haben, dass weitere Schäden vermieden wurden. Klar sei auch, dass man sich gegen Starkregen nicht schützen könne, lediglich durch individuelle Schutzmaßnahmen kann das Schadensrisiko verringert werden.

 

In den kommenden Jahren, so Werkleiter Fettig, müsse man sich verstärkt damit beschäftigen, wie mit dem "Wasser" umgegangen werde. Bereits seit den 1990-iger Jahren werden Kanäle als Trennsystem ausgebaut, also eine getrennte Führung von Regen- und Schmutzwasser. Weiterhin wurden enorme Investitionen in den Bau und die Erweiterung von Regenrückhaltebecken gesteckt. Weiterhin sei ab dem Jahr 2000 eine gesplittete Abwassergebühr eingeführt worden. Ein Steuerungsinstrument, um das Versiegeln von Flächen finanziell zu sanktionieren und einen Anreiz zu schaffen, versiegelte Flächen zu entsiegeln. Bereits 2004 wurde in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Umwelt eine Niederschlagswasser-Bewirtschaftungsstudie in Auftrag gegeben. Als Ausfluss wurden vielen Außenflächen entkoppelt um zu verhindern, dass eine massive Verschlammung eintreten kann, wie dies in Kleinblittersdorf der Fall gewesen war. Weiterhin wurden Förderprogramme aufgelegt zur Begrünung von Dachflächen und Nutzung des Regenwassers für Haus und Garten. Diese vielfältigen Maßnahmen tragen dazu bei, die Regenmengen durch die Pufferwirkung (Zisternen) im Kanalsystem zu verringern.

 

Bei Starkregenmengen von 122 l/m² helfen diese Maßnahmen nicht, da die Wassermassen nicht mehr kontrolliert abgeleitet werden können. Diese Ereignisse zeigen Schwachstellen an Gebäuden wie fehlende Rückstau- oder Überflutungssicherungen. Die Mitarbeiter des Eigenbetriebes Abwasser haben in den vergangenen Monaten vielfach Bürger zur Thematik –auch vor Ort- beraten.

 

FV Breinig dankt für die ausführlichen Schilderungen und die in den vergangenen Jahren umgesetzten Maßnahmen, welche zeigten, dass Vieles in der Vergangenheit bereits umgesetzt wurde. Das Ereignis sensibilisiere aber gleichzeitig auch für die Thematik verbunden mit der Verpflichtung jedes Einzelnen, nun entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Er verweist auf den von der Ortsvorsteherin und den Ortsvorstehern initiierten Aktionsplan Starkregen und bittet um Erteilung des Rederechts für die Ortsvorsteherin Lydia Schaar (Oberwürzbach).

 

BG Adam Schmitt bedankt sich für die Aufnahme der Thematik Starkregen durch die Verwaltung verbunden mit der Aussage, sich noch intensiver damit zu beschäftigen. Er verweist in diesem Zusammenhang auf 10 Jahre alte Gutachten, wonach das Saarland zur Starkregenregion gehöre. Es müsse daher eine Risikovorsorge getroffen werden, indem eine genaue Schwachstellenanalyse durchgeführt werde, z. B. in Form eines DWA Starkregenaudits. In einem ersten Schritt könnte dies durchgeführt werden, wobei Zuschüsse in Höhe von 70 % seitens des Ministeriums für Umwelt generiert werden könnten. Des Weiteren wundere er sich, dass Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg im Jahre 2013 eine Starkregenbroschüre aufgelegt hätten, das Saarland sich daran weder beteiligt, noch ein vergleichbares Werk aufgelegt habe, obwohl dort sehr gute Rat- und Vorschläge gemacht wurden. Die Beratung der Betroffenen als Vorsorge müsse aufgegriffen und aktiv umgesetzt werden.

 

FV Körner verweist auf die Vorlage und die dort genannten Begrifflichkeiten wie Abwasserkanal, Durchschnittsmengen und Durchschnittsregen und die getroffene Aussage, dass es nicht wirtschaftlich sei, die Kanäle größer zu bemessen.

 

Werkleiter Fettig weist auf die jährlich angepassten Bemessungslinien der neuen Regenmengen, bezogen auf 2 – 5-jährige Regenmengen. Was den Kanalbau angehe, sei die Wirtschaftlichkeit nur ein Aspekt, vielmehr stehe die technische Ausführung und Funktionsfähigkeit der Abwasserkanalisation im Vordergrund. Würde man, rein hypothetisch, die Kanäle so ausführen, dass ein 30-jähriges Regenereignis weggeführt werden könnte, würde das Abwasser während der Trockenzeiten im Kanal stehen, da die Querschnitte so groß ausfielen, dass kein Fluss des Abwassers mehr stattfinden würde. Weiterhin würden die Betonrohre hierdurch korrodieren und es entstünden massive Gerüche. Bei Starkregen müsse man sich über "Flutwege" Gedanken machen, durch welche das Wasser abgeführt werden könne, die Kanalisation sei hierfür nie ausgelegt, da nur normaler Gewitterniederschlag hierüber abgeführt werden könne. Der barrierefreie Ausbau von Gehwegen verstärke in manchen Lagen ebenfalls das Risiko, da Bordsteine als Barriere fehlten. Letztlich sei zu bedenken, dass die Feuerwehr feststelle, dass heute deutlich weniger Anrufe bei Gewitter- und Starkregen eingingen als früher und auch das Ausmaß der Schäden zurückgegangen sei, da das Kanalnetz in den vergangenen Jahren ausgebaut wurde.

 

FV Meier verweist auf die Schilderungen des Werkleiters und drängt auf die Erstellung der Starkregengefährdungskarten für alle Stadtteile, um die neuralgischen Punkte herauszufinden, um die dort Betroffenen intensiv zu beraten.

 

Werkleiter Fettig verweist auf Aktionskarten anderer Länder, welche sich intensiv mit der Thematik beschäftigt hätten. Auf deren Erfahrungen werde man aufbauen, da es keinen Sinn mache, das Rad neu zu erfinden. Was die Starkregenkarten angehe, so gäbe es hier große Unterschiede was die genaue Detaillierung angehe, insoweit sei die Spanne der Kosten entsprechend hoch. Daher habe das Saarland den Kommunen Empfehlungen gegeben, was den Umfang der Starkregenkarte angehe. Insoweit werde ein aktionistischer Schnellschuss vermieden, indem eine Starkregenkarte in Auftrag gegeben werde, mit der man die nächsten Jahre arbeiten könne und die in einem wirtschaftlichen Verhältnis (Kosten Nutzen) stehe. Bereits innerhalb der Arbeitsgruppe seien schon erste Erkenntnisse gewonnen worden, welche man umsetzen werde. Die Umsetzung einer Karte dauere in etwa 1 – 2 Jahre. In Oberwürzbach seien aufgrund der Topografie Schäden aufgetreten, da es sich um eine langgestreckte Tallage mit steilen Hängen handele. Nicht nur in der Dörrenbach, sondern in allen Wohnlagen mit abfallenden Waldwegen bzw. Häusern an Hanglagen gäbe es Probleme. In der Dörrenbach wurde ein Ortstermin durchgeführt und man habe die Wege, die Waldflächen (Mandelbachtal) in Augenschein genommen. Man habe auch eine Schwachstelle bei einer Straßenentwässerung festgestellt, welche zwischenzeitlich behoben wurde. Mit den Bürgern wurden intensive Beratungsgespräche geführt, wobei in fast allen Fällen individuelle Schutzmaßnahmen Abhilfe schaffen können.

 

SM Schweitzer erkundigt sich nach Verschmutzungen/Verstopfungen im Kanalsystem und möglichen Reinigungszyklen.

 

Werkleiter Fettig merkt an, dass es Verstopfungen des Kanalsystems in St. Ingbert nicht gäbe. Man verfüge über ein eigenes Spülfahrzeug, welches nach festem Plan die Kanäle grundreinige. Es komme jedoch zeitweise verstärkt zu Fehlbenutzungen des Kanalsystems, indem Feuchttücher sich verklumpen und in Trockenphasen. Die Kanalverfilmung wurde im letzten Jahr abgeschlossen, so dass in etwa 5 Jahren eine Neuverfilmung stattfinden werde. Weiterhin werden die Schmutzfangkörbe in den Regeneinläufen regelmäßig gereinigt. Es komme jedoch bei Gewittern mit vorangehenden Windböen oft dazu, dass die Regeneinläufe durch Blätter und Astwerk bedeckt seien, so dass das Regenwasser gar nicht ins Kanalsystem gelange. In diesen Fällen rückt der Betriebshof noch während des Ereignisses aus und reinigt an den neuralgischen Punkten (Saarbrücker Straße/Oststraße etc.) die entsprechenden Einläufe.

 

FV Berthold erkundigt sich danach, inwieweit der Saarforst Landesbetrieb eingebunden sei, da die Wassermassen der Waldflächen an den Randlagen über die Wege zu Tal stürzen.

 

Herr Lambert (Abteilung Umwelt) erläutert, dass man in regen Kontakt zum Revierförster stehe. Seitens des Saarforstes werden aktuell die Wege und die Wasserführungen neu ausgebaut, was unter anderem auch die Halt- und Nutzbarkeit der Wege erhöhe. Weiterhin werde versucht, das Oberflächenwasser auf Versickerungsflächen umzuleiten, um Sturzbäche zu verhindern.

 

Sodann bittet der Vorsitzende die Sprecherin der St. Ingberter Ortsräte, Frau Lydia Schaar, um ihren Bericht.

 

Frau Schaar verweist auf ein Regenereignis im Januar des Jahres im Bereich "Dörrenbach". Seitens der Stadt wurde damals direkt reagiert und für Abhilfe gesorgt. Anlässlich der damaligen Ereignisse und dem aktuellen Thema Starkregen gab es viele Gespräche vor Ort. Jedes Haus steht vor anderen Herausforderungen und muss speziell zugeschnittene Maßnahmen umsetzen. Hier wurden, so die Ortsvorsteherin, mit jedem Betroffenen Gespräche geführt und individuell beraten. Weiterhin regt sie an, dass die Ommersheimer Straße keine größere Mengen Wasser in das Tal ableiten solle, da dies die Situation weiter verschärfe.

 

Weiter führt die OV'in aus, dass es am Würzbach größere Probleme gab, welche im Ortsrat Oberwürzbach bereits intensiv beraten wurden. Auch hier seien bereits erste Lösungsansätze gefunden, welche nach und nach umgesetzt würden. Die Thematik Starkregen beträfe jedoch alle Ortsteile und man müsse aktiv nach Ansätzen und Lösungen suchen und hierbei alle Ortsräte als auch die Betroffenen einbinden. Insbesondere müsse gemeinsam ein Aktionsplan je nach Stärke des Ereignisses erarbeitet werden, welcher im Wesentlichen regeln soll, was direkt veranlasst werden kann und was mittelfristig umgesetzt werden könne. Die jeweils betroffenen Gebiete müssen im Einzelnen untersucht werden, um Gegenmaßnahmen zu erarbeiten. Der besondere Dank seitens der Ortsvorsteherin und aller Ortsvorsteher gehe insbesondere an die Helfer vor Ort. Des Weiteren bestehe bei den Bürgern dahingehend Aufklärungsbedarf, als dass sowohl die Gebäude- als auch die Hausratversicherung die Komponente "Elementarschaden" enthalten müssen; hierauf sollte aktiv hingewiesen werden. Was die Dimensionierung der Kanäle angehe, schließe man sich den Erläuterungen der Verwaltung an. Weiterhin erkundigt sich die Ortsvorsteherin nach möglichen Spenden der Bevölkerung. Außerdem sollen seitens der Ortsrats- und Stadtratsmitglieder Sitzungsgelder gespendet worden sein.

 

Der Vorsitzende erläutert, dass zugunsten eines Helferfestes (Feuerwehr) gespendet wurde, jedoch Spenden für Betroffene nicht erfolgt seien. Über die "gespendeten" Sitzungsgelder liegen dem Vorsitzenden keine Informationen vor und er sichert zu, hierüber zu berichten und bedankt sich bei der Ortsvorsteherin für das Vorgetragene.

 

BG Adam Schmitt bezieht sich auf die genannten Rückstauungen am Oberwürzbach und erkundigt sich nach dem vor mehreren Jahren zusammen mit dem Umweltministerium und der Bürgermeisterin von Blieskastel (Faber-Wegener) angekündigten Gewässerentwicklungsplan "Würzbacher Weiher" (GEP).

 

Herr Lambert führt hierzu aus, dass noch gemeinsame Treffen ausstünden, erstellt sei der GEP jedoch nicht, ein konkreter Zeitplan stünde ebenfalls noch nicht fest.

 

Sodann geht der Stadtrat zum nächsten Tagesordnungspunkt über.

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Beschluss:

-Übergang zur Tagesordnung-

 

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Abstimmungsergebnis:

Entfällt.